Die Komoedie der Irrungen - AD Theater-AG

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Vergangene Spielzeiten > Spielzeit 2011 / 2012
Die Komödie Der Irrungen
von William Shakespeare 
 
Das Datum der Uraufführung bzw. der Zeitraum der Entstehung dieser frühen Komödie sind nicht eindeutig belegt. Die früheste bekannte Aufführung fand am 28. Dezember 1594 an der berühmten Londoner Juristenschule Gray’s Inn statt. Die im Rahmen eines karnevalesken Festes („A Night of Errors“) platzierte Aufführung wurde mit ihren turbulenten Verwechslungen, aber auch wegen ihrer literarischen Vorbilder dem Anlass und dem Aufführungsort gerecht.
   Das Spiel um Identität und Verwechslung, Nichterkennen und Wiedererkennen, Verwandlung und Entdeckung war ein beliebtes Motiv in der Literatur der Elisabethaner, und in den klassischen Texten, die an den Schulen gelehrt und studiert wurden, fand Shakespeare seine Vorbilder, die er – mal kunstvoll, mal spielerisch – für seine Zwecke neu arrangierte.
   Die lateinische Komödie Menaechmi des römischen Autors Plautus war Vorbild hinsichtlich der Handlungsstruktur. Ein von der zänkischen Gattin frustrierter reicher Bürger aus Epidamnum beschließt, bei einer Hetäre in Ruhe zu essen und ihr, als Geschenk, ein Kleid der Gattin zu vermachen. Der aus Syrakus eintreffende Zwillingsbruder des Hausherrn setzt dann eine Kette von Verwechslungen in Gang, die erst am Ende, nach gespieltem Wahnsinn in einer Situation größter Bedrängnis, durch einen Sklave, Messenio, aufgelöst werden.
   Shakespeare erweitert das Personal. Nicht nur der Hausherr ist als Zwilling geboren, sondern auch sein Diener, der ihm so nichtsahnend den Zutritt ins eigene (?) Haus verweigern kann (eine Szene, die Plautus’ Amphitruo entlehnt ist). Die Hetäre wird zur Kurtisane, die keifende Gattin erhält eine liebreizende Schwester, die dann vom Zwillingsbruder erobert werden wird.
   Der eher farcenhaften Verwechslungsgeschichte wird ein Rahmen gegeben, die Gerichtsverhandlung rollt nicht nur die Vorgeschichte auf – und versetzt damit das Publikum in die Rolle des nahezu allezeit allwissenden Beobachters –, sondern sorgt auch für eine latente Bedrohung, die hinter der ganzen Komödie durchschimmert. Die zeitliche Perspektive hinsichtlich der auf fünf Uhr angesetzten Hinrichtung und der darauf zulaufenden Handlungsstränge steht im klassischen Einklang mit Ort und Handlung, die jetzt in Ephesus spielt.

Ephesus

Warum Shakespeare die Haupthandlung von Epidamnum nach Ephesus verlegt hat? Die bibelfesten Elisabethaner kannten es aus der Apostelgeschichte als Ort magischen Zaubers und der Anbetung der Diana. Darüber hinaus macht es die völlige Begriffsstutzigkeit der beiden Syrakuser nachvollziehbarer und verweist, natürlich, auch auf den Brief des Apostel Paulus an die Epheser (Kapitel 5 und 6):
(5/22) Die Frauen seien Untertan ihren Männern als dem Herrn.
(5/23) Denn der Mann ist des Weibes Haupt, gleichwie auch Christus das Haupt ist der Gemeinde, die er als seinen Leib erlöst hat.
(5/28) So sollen auch die Männer ihre Frauen lieben wie ihren eigenen Leib. Wer seine Frau liebt, der liebt sich selbst.
(5/33) Darum auch ihr, ein jeglicher habe lieb seine Frau, die Frau aber fürchte den Mann.
(6/1) Ihr Kinder, seid gehorsam euren Eltern in dem Herrn, denn das ist recht.
(6/5) Ihr Knechte, seid gehorsam euren leiblichen Herrn mit Furcht und Zittern, in Einfalt eures Herzens, als dem Herrn Christus.
Solinus, Herzog von Ephesus
Amelie L.
Ägeon, ein Kaufmann aus Syrakus
Ämilia, Frau des Ägeon, Äbtissin zu Ephesus
Damaris R.
Jana S.
Antipholus von Ephesus, Zwillingsbrüder und
Antipholus von Syrakus, Söhne des Ägeons
Valentin D.
Leon A. d. S.
Adriana, Frau des Antipholus zu Ephesus
Luciana, Schwester der Adriana
Mia B.
Annina M.
Dromio von Ephesus, Zwillingsbrüder und
Dromio von Syrakus, Sklaven der beiden Antipholus
Anna K.
Leander F.
Lucie, Adrianas Kammermädchen
Eine Kurtisane
Sarah L.
Miedya M.
Balthasar, ein Kaufmann
Angelo, ein Goldschmied
Ein Kaufmann, Freund des Antipholus von Syrakus
Ein zweiter Kaufmann
Damaris R.
Ramona L.
Alexander K.
Jonas S.
Doktor Zwick, ein Schulmeister und Beschwörer
Amelie L.
Ein Offizier des Herzogs 
Gefängniswärter
Alina S.
Alexander K.
Jonas S.
Backstage
Technik
Aman B., Maarten P.
Textfassung
Eigene Übersetzung
Eine Produktion der
Theater AG 9-12
Leitung
Andrea Köhler, Thomas Mehl
William Shakespeare

Der englischen Dramatiker, Schauspieler und Dichter William Shakespeare wird als Sohn des Gewerbetreibenden John Shakespeare und seiner Ehefrau Mary, geb. Arden, vermutlich am 23. April 1564 in Stratford-upon-Avon geboren, sein Tag der Taufe ist der 26. April 1564.
   Shakespeare entstammt einer wohlbetuchten Bürgerfamilie und besucht vermutlich die Stratforder Lateinschule. Mit 18 Jahren heiratet er die 8 Jahre ältere Landwirtstochter Anne Hathaway, mit der er drei Kinder hat und es wird vermutet, dass er 1582 bis 1590 als Lehrer in Lancashire arbeitet. 
   1592 scheint William Shakespeare bereits in Verbindung mit dem Londoner Theater gestanden zu haben, denn im Jahr 1594 gehört er als Schauspieler, Stückeschreiber und Teilhaber einer Theatergruppe an, die sich zunächst "Chamberlain's Men", ab 1603 "King's Men" nennt. Diese Gruppe gehört zu einer der beiden führenden, wirtschaftlich unabhängigen Schauspieltruppen Londons.
   Mit seinen Werken "Romeo und Julia" und "Ein Sommernachtstraum" schafft Shakespeare im Jahr 1595 wahrscheinlich seine poetischsten Dramen. In den Jahren zwischen 1596 bis 1599 entwickeln sich seine Komödien vom subversiv anmutenden "Kaufmann von Venedig" über "Die lustigen Weiber von Windsor" zu den tief romantischen Komödien "Viel Lärm um nichts", "Wie es euch gefällt" sowie "Was ihr wollt".
   Spätestens um die Jahrhundertwende findet in seinem Schaffen ein Umbruch statt, der zur Sprache eines tragischen Weltbilds führt und von "Julius Caesar" bereits verkündet wird. Zu dieser Phase seines Schaffens gehören u.a. die Tragödien "Hamlet", "Macbeth", "Othello" oder das Stück "König Lear", diese Dramen umfassen religiöse als auch politische Aspekte seiner Zeit, die er zu einer äußersten Komplexität zusammenführt.
   Er wird im Jahr 1599 Teilhaber des Londoner Globe-Theaters. In seiner Heimatstadt Stratford hat Shakespeare zuvor Häuser und Länderein käuflich erworben, wo er sich spätestens ab 1612 niederließ.
   Gestorben ist William Shakespeare am 23.April 1616 in Stratford-upon-Avon und wird nach seinem Tod in der Trinity Church in Stratford beigesetzt.



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